Tiergesundheit und Tierwohl

Inhaltsverzeichnis

Definition und Bedeutung von Fischgesundheit und Fischwohl

Die Gesundheit und das Wohlergehen von Fischen sind beide wichtig, aber nicht dasselbe. Die Gesundheit konzentriert sich auf die physiologische Funktion, d.h. ein gut funktionierender Körper ist gleichbedeutend mit guter Gesundheit. Das Wohlergehen geht darüber hinaus und umfasst auch Aspekte wie Schmerz, Angst und Wahrnehmung. Daher ist es komplizierter Wohlbefinden zu definieren, zu messen und zu gewährleisten. In der Aquakultur sind gesunde Fische im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftlichen Gewinn und ethische Verantwortung besser. Gesunde Fische haben eine geringere Sterblichkeit, eine bessere Futterverwertung und sind robuster. Dies führt zu geringeren Verlusten und besserem Wachstum und macht die Zucht von gesunden Fischen nachhaltiger und rentabler. Zudem liegt es in unserer Verantwortung, für die bestmögliche Gesundheit und Wohlergehen der Fische in unseren Betrieben zu sorgen. 

Die Wissenschaft hat begonnen den Zustand des “Wohlbefindens” von Fischen zu erforschen und ein kompliziertes und vieldimensionales Netzwerk von Ursachen und Zusammenhängen aufgedeckt. Mit einem besseren Verständnis der Voraussetzungen für das Wohlergehen (d. h. Parameter wie Wassertemperatur oder Sauerstoffsättigung) und der entsprechenden Anzeichen (d. h. Indikatoren wie Flossenzustand oder Fressverhalten) können wir uns bemühen das Wohlergehen objektiv zu messen und zu bewerten. Da das Wohlergehen von Tieren ein komplexes Thema ist, sind ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Definition des Begriffs von zentraler Bedeutung. 

Schweizer Tierschutzgesetz

Fische, die in Aquakultur für die Lebensmittelproduktion gezüchtet werden, sind durch das Schweizer Gesetz geschützt, welches ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen zu einer Verpflichtung macht. Das schweizerische Bundesgesetz über den Tierschutz (EN: Animal welfare act, DE: Tierschutzgesetz, FR: Loi fédérale sur la protection des animaux) gilt für alle Wirbeltiere, einschließlich Fische und definiert gutes Tierwohl als gegeben (TSchG Art.3), wenn: 

  • die Haltung und Fütterung so erfolgen, dass ihre Körperfunktionen und ihr Verhalten nicht gestört und ihre Anpassungsfähigkeit nicht überfordert wird  
  • ein artgerechtes Verhalten im Rahmen der biologischen Anpassungsfähigkeit gewährleistet ist
  • sie klinisch gesund sind 
  • Schmerzen, Leiden, Schäden und Ängste vermieden werden 

 Zudem gelten gemäss der eidgenössischen Tierschutzverordnung (EN: Animal welfare ordinance, DE: Tierschutzverordnung, FR: Ordonnance sur la protection des animaux) Fische, die in Aquakulturen gezüchtet werden, als Wildtiere, d.h. sie gelten nicht als domestiziert. Landwirte, die Fische oder Krebse, d.h. Krustentiere der Unterordnung Pleocyemata, zu gewerblichen Zwecken erzeugen (einschließlich der Personen, die diese Fische und Krebse transportieren), sind verpflichtet, eine entsprechende Ausbildung zu absolvieren (DE: Fachspezifische berufsunabhängige Ausbildung, FR: Formation spécifique indépendante d’une formation professionnelle). Für Landwirte, die in der Reproduktion tätig sind, ist eine weitere Ausbildung erforderlich, z.B. Berufsfischer oder Fischereiaufseher. 

In der Verordnung wird weiter spezifiziert: 

Darüber hinaus sind die verschiedenen technischen Richtlinien des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen besonders hilfreich für das Verständnis der Schweizer Gesetze und Vorschriften für die Aquakultur. 
 
Während die Schweiz über eines der fortschrittlichsten Tierschutzgesetze verfügt, gibt es auch in Europa eine umfangreiche Gesetzgebung. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erwähnt beispielsweise ausdrücklich das Wohlergehen von Fischen, die EU-Richtlinie definiert Standards für landwirtschaftliche Nutztiere einschließlich Fischen und enthält Empfehlungen zum Wohlergehen von Fischen, und die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) hat Grundsätze für das Wohlergehen von Fischen veröffentlicht. 

Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlergehen

Fische haben Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen, damit das Tier gesund ist und sich wohl fühlt. Diese Bedürfnisse können in 14 Grundbedürfnisse unterteilt werden (Bedürfnisse des Fischschutzes, angepasst von Stien et al. 2013, Tschirren et al. 2021): 

Bedürfnisse
Atmung
Osmotische Regulierung
Thermische Regulierung
Wasserqualität
Hygiene
Gesundheit
Körperpflege
Ernährung
Sicherheit
Bewegung
Sozialer Kontakt
Ruhe
Erkundung
Reproduktionsverhalten

Ein Fisch muss…
den Gasaustausch über die Kiemen durchzuführen
die Homöostase der Zellflüssigkeiten aufrechterhalten
die Körpertemperatur für einen erfolgreichen Stoffwechsel aufrechterhalten
verschont bleiben von abiotischen schädlichen Einflüssen (Toxine, Partikel, Gase usw.)
verschont bleiben von biotischen schädlichen Einflüssen (Parasiten, Bakterien, Viren)
verschont bleiben von Krankheiten, Fehlfunktionen oder Missbildungen
Körperpflege betreiben
Nahrung in richtiger Qualität und Quantität zu sich zu nehmen
wahrgenommene Gefahren und körperliche Verletzungen zu vermeiden
sich frei zu bewegen
Kontakt zu Artgenossen zu haben
ruhen
äußere Reize zu suchen und zu finden
im geschlechtsreifen Zustand Fortpflanzungsverhalten zu zeigen

Weder die Natur noch die Haltung gewähren einem Tier ständig alle Bedürfnisse, und Organismen haben sich daran angepasst mit einer gewissen Anzahl von unerfüllten Bedürfnissen und Stress fertig zu werden. Für ein gutes Wohlergehen darf diese Anpassungsfähigkeit und Stressresistenz nicht überstrapaziert werden. 

Die optimalen Bereiche für diese Bedürfnisse hängen von der Art und dem Lebensstadium eines Fisches ab, je nachdem an welche natürliche Umgebung sich die Art im Laufe der Zeit angepasst hat. Dazu gehören fast alle Bedürfnisse, von Wärmeregulierung (Kaltwasser- vs. Warmwasserarten) über soziale Kontakte (Schwarmfische vs. Einzelgänger) bis hin zur Ernährung (Heranwachsende vs. Zuchtfische). Für Fischwirte ist es daher wichtig, die art- und altersspezifischen Bedürfnisse der Fische in ihrer Haltung zu verstehen. 

Indikatoren für Gesundheit und Wohlbefinden

Fische zeigen sowohl Anzeichen für gute als auch für schlechte Gesundheit und Wohlbefinden. Es ist Aufgabe des Fischwirts, des Tierarztes und des Biologen, diese Anzeichen zu erkennen und in der Lage zu sein die Ursachen für eine Beeinträchtigung der Gesundheit oder des Wohlbefindens zu erkennen und zu beseitigen. Die beiden Hauptgruppen von Anzeichen sind physiologische und verhaltensbezogene Indikatoren. 

Zu den physiologischen Indikatoren gehören die äußere Morphologie (z. B. Hautverletzungen, Flossenzustand, Kieferverformung), die innere Anatomie (z. B. Leberzustand, Darmentzündung, Impfschäden) und die innere Physiologie (z. B. Cortisolspiegel, entzündliche Zytokine, Hämatokrit). Im Allgemeinen werden Indikatoren, die vor Ort gemessen werden können, als OWI (operational welfare indicators) bezeichnet, während diejenigen, die im Labor gemessen werden, als LabWI (laboratory-based welfare indicators) bezeichnet werden. 

Verhaltensindikatoren sind Verhaltensmuster bei einzelnen Fischen oder Fischgruppen, die mit gutem oder schlechtem Wohlergehen korreliert sind. In der Fischzucht sind Indikatoren für eine gute Gesundheit und ein gutes Wohlergehen der Fische z.B. normale Fütterung (eifriges Fressen), regelmäßiges Schwimmen (ruhiges Schwimmen, im Einklang mit der Wasserströmung, entspannte Flossenstellung, gleichmäßige Raumnutzung), regelmäßige Atmung (sanfte und regelmäßige Bewegungen des Kiemendeckels) und wenig Aggression. Indikatoren für aktuelle oder bevorstehende Probleme der Gesundheit und des Wohlergehens können u. a. Kratzen, Springen, aggressives Fressen, Desorientierung oder erhöhte Atemfrequenz sein. 

Besonders wichtig sind plötzliche Veränderungen der physiologischen und verhaltensbezogenen Indikatoren in einem ganzen Betrieb oder einzelnen Becken. Für den Züchter ist es daher von entscheidender Bedeutung, den Gesundheitszustand und das Wohlergehen der Fische ständig im Auge zu behalten. 

Bewertung von Gesundheit und Wohlbefinden im Betrieb

Ausbildung, Bewertung und Dokumentation sind die drei wichtigsten Faktoren für das Gesundheits- und Tierschutzmanagement in der Aquakultur.  

Ausbildung

Das gesamte Personal im Betrieb muss über ein angemessenes Verständnis für die Gesundheit und das Wohlergehen der Fische verfügen und sich an gemeinsame Standards halten, die in allen täglichen Abläufen befolgt werden. Die Schweizer Gesetzgebung definiert die Notwendigkeit der Ausbildung: 

Bewertung

Ein Standard für die Messung der Gesundheit und des Wohlergehens von Fischen ist nötig. Es wurden verschiedene Methoden entwickelt, um das Wohlergehen von Fischen zu definieren, zu messen und zu bewerten: 

 Alle diese verschiedenen Methoden kombinieren Voraussetzungen für Wohlergehen und Indikatoren von Wohlergehen, die in den Betrieben gemessen werden können. Es wird empfohlen, eine routinemäßige Bewertung des Wohlbefindens durchzuführen. Ziel ist es, die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere sowohl bei der normalen Haltung als auch bei Prozessen der Produktion (Sortierung, Transport, Schlachtung) sicherzustellen. 

Wenn Labortests oder Diagnosen erforderlich sind (Parasitologie, Bakteriologie, Mykologie, Serologie, Virologie), wenden Sie sich an Ihren Betriebstierarzt und/oder das nationale Diagnostikstelle für Fische und Krebse aus Freiland, Zucht und Aquaristik. Bitte informieren Sie sich gründlich über den Versand von toten oder lebenden Fischen sowie von Proben und stellen Sie sicher, dass das Labor über den eingehenden Versand informiert ist: 

Kontaktangaben:

Fischdiagnostik
Vetsuisse Fakultät Bern
Länggassstrasse 122 
Postfach 
CH-3001 Bern 
031 631 24 65 
nafus@vetsuisse.unibe.ch 
www.vetsuisse.unibe.ch

Formulare:

Dokumentation

Die Dokumentation der Gesundheit und des Wohlergehens der Tiere in den Betrieben ist von entscheidender Bedeutung. Sie ermöglicht es dem Fischwirt: 

  • vergangene Beurteilungen aufzubewahren und zu speichern 
  • den Nachweis einer guten Gesundheit und eines guten Wohlbefindens für staatlichen Behörden oder Zertifizierungsstellen zu erbringen 
  • Muster zu erkennen, Probleme zu verfolgen, Lösungen zu bewerten

Angesichts der heutigen Möglichkeiten ist es vorteilhaft, die Beurteilungen digital zu speichern. Excel-Dateien (Publikation) können für jeden Betrieb angepasst werden, oder es können Android-Apps verwendet werden.  

Gesundheitsmanagement

Das Gesundheitsmanagement muss ein integrativer Bestandteil jeder Fischfarm sein. Bei der Optimierung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Fische spielen verschiedene Aspekte eine Rolle, die sich in die Bereiche Prävention, Überwachung und Behandlung einteilen lassen: 

Prävention

Ziel der Vorbeugung ist es, robuste Fische zu haben (durch gute Haltungsbedingungen) und Krankheitserreger zu vermeiden (indem ihr Eindringen in den Betrieb verhindert wird). Die wichtigsten Aspekte sind: 

  • Optimale Umgebung: gute Wasserqualität mit optimalen Bereichen für die Fischart und das Lebensstadium 
  • Angemessene Fütterung: Gewährleisten einer guten Ernährung und einer guten Gesundheit der Fische 
  • Biosicherheitsprotokoll: Sicherstellung, dass alle Neuzugänge frei von Krankheitserregern sind, bevor sie in das System gelangen (z. B. vertrauenswürdiger Anbieter, isolierte Quarantänebecken mit entsprechendem Material, Tests und Behandlung) 
  • Hygieneprotokoll: geeignete Reinigungs-/Desinfektionsmaßnahmen für Personal, Material und Infrastruktur 
  • Routinebehandlungen: Routineprotokoll für Desinfektionsmaßnahmen (z. B. Salz für Fische, Trockenzeit für Becken) in angemessenen Abständen (so viel wie nötig, so wenig wie möglich) 
  • Tierarzt: regelmäßige Besuche des Betriebstierarztes 
  • Impfung: Erörtern Sie, sofern vorhanden, Kosten und Nutzen von Impfungen mit Ihrem Betriebstierarzt 
  • Personal: Stellen Sie sicher, dass das gesamte Personal gut geschult ist und Zugang zu allen erforderlichen Informationen hat 
  • Vorbeugung von Giftstoffen: Dazu gehört die sichere Verwendung aller Materialien (reaktive Chemikalien, Korrosion, Bleichen, mögliche Reaktion mit organischem Material, Veränderung der Wasserparameter, Wirkungsdauer) und die ordnungsgemäße Lagerung von Futtermitteln (keine Schädlinge, Verderb, Fäulnis, Pilzbefall) 

Überwachung und Behandlung

Sobald ein potenzielles Problem erkannt oder vermutet wird, ist eine schnelle und wirksame Behandlung/Messung von entscheidender Bedeutung. Die wichtigsten Aspekte sind: 

  • Medikation (Tierarzneimittelverordnung): Wenn Sie eine Tierarzneimittelvereinbarung haben, behandeln Sie die Fische gemäß dieser Vereinbarung. Halten Sie alle Behandlungen in dem obligatorischen Behandlungsbuch fest. 
  • Tierarzt: Verfügen Sie über einen definierten und effizienten Kommunikationsweg (z.B. feste Sprechstundenvereinbarung oder das Zusammentragen von Informationen, die eine Diagnose erleichtern, wie z.B. die zeitliche Entwicklung des Problems) 
  • Systemausstattung: Systeme, die eine Behandlung erleichtern sind vorteilhaft (z. B. Biofilter kann während der Behandlung vorübergehend umgangen werden, Bereitstellung von zusätzlichem Sauerstoff) 
  • Im Falle von Tierseuchen: engen Kontakt mit dem Kantonstierarzt halten und die Tierseuchenverordnung einhalten 

Umgang mit Fischen

Angemessene Gesundheits- und Tierschutzprotokolle sind besonders wichtig vor, während und nach den relevanten Produktionsprozessen, wie z.B. dem Einfangen, Sortieren, Transportieren oder Schlachten. 

Einfangen / Sortieren

Das Sortieren ist ein regelmäßiges Verfahren, um eine homogene Gruppengröße zu gewährleisten (zur Verringerung von Aggressionen), und das Einfangen ist Teil der verschiedener Abläufe (Sortieren, Transport, Schlachtung). Um eine minimale Sterblichkeit/Schädigung/Stress zu gewährleisten, ist die Einhaltung des Protokolls in allen drei Phasen (vor, während und nach) von entscheidender Bedeutung: 

Vor dem Einfangen/Sortieren:

  • Vergewissern Sie sich, dass die Fische gesund sind (gesunde Fische sind widerstandsfähiger gegen Stress; verzögern Sie gegebenenfalls den Vorgang, bis es den Fischen besser geht)
  • Sicherstellen, dass die Fische nüchtern werden (leere Magendarmtrakte verringern den Stress für die Fische und die Verschlechterung der Wasserqualität) 
  • Organisieren Sie den Vorgang, d. h. genügend Personal, Material, Platz und ein klares Verfahrensprotokoll 

 Während dem Einfangen: 

  • Halten Sie die Dauer so kurz wie möglich 
  • Sicherstellung der Sauerstoffzufuhr zu jeder Zeit (und an allen Stellen des Schwarms) 
  • Sicherstellen, dass die chemischen Wasserparameter innerhalb der Grenzwerte bleiben
  • Sorgen Sie für eine stabile Wassertemperatur (gestresste Fische können das reduzierte Wasservolumen aufheizen) 
  • Sicherstellen, dass alle Fische zu jeder Zeit vollständig im Wasser sind 
  • Enge Verhaltensüberwachung (z. B. Luftschlucken, Springen, übermäßiges Atmen oder Schwimmen) 
  • Verwendung von Material, das Verletzungen minimiert (z. B. Material und Maschengröße der Netze) 

 Während dem Sortieren: 

  • Halten Sie die Dauer so kurz wie möglich (minimale Zeit außerhalb des Wassers) 
  • Sicherstellen, dass alle Oberflächen, die mit den Fischen in Berührung kommen, nass und glatt sind 
  • Verwenden Sie Material und Infrastrukturen, die Verletzungen minimieren (z. B. Material und Maschenweite der Netze, keine scharfen Kanten, gerade und ausreichend große Rohre). 

 Nach dem Einsammeln/Sortieren: 

  • Genaue Verhaltensüberwachung (z. B. Atmung, Schwarmverhalten, Aggression): Verfolgung der Verhaltensnormalisierung 
  • Erkennung äußerer Verletzungen (z. B. Schuppenverlust, Hautkratzer, Augenschäden) und erhöhter Sterblichkeit: Vorbeugende Behandlung und ggf. zukünftige Verbesserung des Verfahrens 
  • Angepasste Fütterung (z. B. Verringerung (Zeichen von Stress) und Wiedererlangung (Zeichen der Erholung) des Appetits): Verfolgung der Verhaltensnormalisierung 
  • Erholungsintervall: Sicherstellung der vollständigen Erholung 

Transport von Fischen

Der Transport von Fischen erfolgt in verschiedenen Lebensstadien, meist als Eier, Jungfische oder Fingerlinge. Um eine minimale Sterblichkeit/Schädigung/Stress zu gewährleisten, ist die Einhaltung des Protokolls in allen drei Phasen (vor, während und nach dem Transport) entscheidend: 

 Vorher: 

  • Sicherstellen, dass die Fische gesund sind (gesunde Fische sind robuster gegenüber dem Stress, ggf. sollte der Transport verschoben werden, bis es den Fischen besser geht) 
  • Sicherstellen, dass die Fische ordnungsgemäß ausgenüchtert werden (ein leerer Magendarmtrakt verringert den Stress für die Fische und die Verschlechterung der Wasserqualität) 
  • Organisieren Sie den Transport, d. h. genügend Personal, Material, Platz und ein klares Verfahrensprotokoll; insbesondere der Zeitplan ist wichtig, da Verzögerungen zu großen Problemen führen können 

 Während: 

  • Sorgen Sie für einen möglichst kurzen Transport: schnellste Route, alle Dokumente bereithalten 
  • Sicherstellung der Wasserqualität (Sauerstoff, Temperatur, pH-Wert (in Verbindung mit dem Ammoniumgehalt)): genaue Überwachung dieser Werte und Notfallplan, falls die Werte außerhalb der Toleranz liegen (Plan für unvorhergesehene Verzögerungen) 

 Danach: 

  • Einsetzen der Fische in ein lokales Quarantänesystem: Einhaltung eines geeigneten Biosicherheitsprotokolls 
  • Allmähliche Anpassung der Fische an die neue Wasserqualität: Gewährleistung minimaler Unterschiede bei Temperatur, pH-Wert und Salzgehalt 
  • Genaue Verhaltensüberwachung (z. B. Atmung, Schwarmverhalten, Aggression): Verfolgung der Verhaltensnormalisierung 
  • Erkennung äußerer Verletzungen (z. B. Schuppenverlust, Hautkratzer, Augenschäden) und erhöhter Sterblichkeit: Vorbeugende Behandlung und ggf. künftige Verbesserung des Transports 
  • Angepasste Fütterung (z. B. Verringerung (Zeichen von Stress) und Wiedererlangung (Zeichen der Erholung) des Appetits): Verfolgung der Verhaltensnormalisierung 
  • Erholungsintervall: Sicherstellung der vollständigen Erholung 

Transport von Flusskrebsen

Der Transport von Flusskrebsen erfolgt in der Regel als ausgewachsene Tiere in Marktgröße zur kulinarischen Verwertung. Lebende Krebse, die in der Schweiz gehandelt werden, stammen hauptsächlich aus Wildfang. Zwei Transportarten sind erlaubt: Transport im Wasser und Transport ohne Wasser. Um eine minimale Sterblichkeit/Schädigung/Stress zu gewährleisten, ist die Einhaltung des Protokolls (vor, während und nach dem Transport) entscheidend: 

 Vorher: 

  • Sicherstellen, dass die Krebse gesund sind, Tiere mit erhöhter Aggressivität sollten zuerst verkauft werden 
  • Organisation des Transports, d. h. genügend Personal, Material, Platz und ein klares Verfahrensprotokoll, insbesondere der Zeitplan ist wichtig, da Verzögerungen zu großen Problemen führen können 
  • Erstellung von Unterlagen für den Käufer mit schriftlichen Informationen über: die Bedürfnisse der Tiere, die artgerechte Pflege, die tiergerechte Haltung sowie die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen (TSchV Art. 111). Insbesondere muss erklärt werden, wie die Tiere nach dem Transport fachgerecht zu töten sind.

Während: 

  • Möglichst kurzen Transport sicherstellen: schnellste Route, alle Dokumente bereit 
  • Transport ohne Wasser: Das Tier muss während des Transports immer ausreichend feucht gehalten werden (z.B. mit feuchter Holzwolle). Der Transportbehälter muss aus festem Material bestehen, das nicht gesundheitsschädlich ist und die Tiere vor Verletzungen schützt und Ausbrüche verhindert. Die Tiere müssen im Transportbehälter ihre normale Körperhaltung einnehmen können und dürfen nicht gestapelt werden. Der Transportbehälter muss über ausreichend Sauerstoff verfügen. Der Transport muss so durchgeführt werden, dass keine Temperaturschwankungen auftreten und die Höchsttemperaturen die artspezifischen Anforderungen nicht überschreiten. 
  • Transport im Wasser: Sicherstellen, dass die Wasserqualität an die Art angepasst ist (Sauerstoff, Temperatur, pH-Wert (in Verbindung mit dem Ammoniumgehalt), Salzgehalt (bei marinen Arten)): genaue Überwachung dieser Werte und Notfallplan, wenn die Werte außerhalb der Toleranz liegen (Plan für unvorhergesehene Verzögerungen). Sicherstellen, dass sich das Tier im Transportbehälter nicht verletzen kann. Idealerweise werden sie in einem geeigneten Versteck transportiert, das so gestaltet ist, dass ein Wasseraustausch mit dem umgebenden Wasser möglich ist.  

 Nach: 

  • Krebse, die nicht im Wasser angeliefert werden, müssen sofort nach der Ankunft getötet oder sofort nach der Ankunft in ein Auffangbecken gebracht werden. 
  • Krebse, die im Wasser angeliefert werden, müssen innerhalb von 12 Stunden getötet oder sofort in ein Auffangbecken umgesetzt werden. 
  • Wenn die Krebse in ein Auffangbecken umgesiedelt werden, ist Folgendes zu beachten: Die Krebse werden gründlich mit Wasser gespült (Salzwasser für marine Arten, Süsswasser für Süsswasserarten), um sie von ihren Ausscheidungen zu befreien. Während des Transports sammelt sich Ammoniak an, das die Krebse nach dem Absetzen ausscheiden. Daher sollte das Spülwasser anschließend entsorgt werden. Um einen Temperaturschock zu vermeiden und eine ungehinderte Sauerstoffaufnahme zu gewährleisten, sollten Langschwanzkrebse mit dem Schwanz voran eingetaucht werden. Es muss beobachtet werden, ob Luft aus den Atemkammern entweicht. 
  • Sicherstellen, dass die rechtzeitige Tötung oder Verbringung in das ständige Haltungsbecken dokumentiert wird.

Zusätzliche Informationen zur Haltung von Panzerkrebsen: Fachinformation Tierschutz Nr. 4.4 – Hälterung von Panzerkrebsen 

Schlachtung von Fischen und Flusskrebsen

Das Schlachten ist Teil der Aquakultur und ein wichtiger Aspekt des Tierwohls. Das Töten von Fischen und Krebsen ist in der Schweiz gesetzlich streng geregelt. Da Krebse nicht über ein zentrales Nervensystem verfügen, unterscheiden sich die Tötungsmethoden von denen der Fische. Um eine minimale Belastung zu gewährleisten, ist die Einhaltung des Protokolls in beiden Phasen (vorher und während) entscheidend: 

Vorher: 

  • Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Hälterung (leere Magendarmtrakte reduzieren den Stress für die Fische und verringern die Verschlechterung der Wasserqualität; außerdem ist eine angemessene Ausnüchterung unerlässlich, um den Fehlgeschmack zu reduzieren und die Produktqualität zu gewährleisten) 
  • Sicherstellen, dass alle Absetzfristen eingehalten wurden 
  • Organisieren Sie die Schlachtung, d. h. genügend Personal, Material, Platz und ein klares Verfahrensprotokoll, wobei insbesondere der Zeitplan wichtig ist, da Verzögerungen große Probleme verursachen können. 

Während: 

Schutz der Fische und Krebse, gemäss Schweizer Tierschutzgesetz: 

  • Das Personal muss über die entsprechende Ausbildung und Erfahrung verfügen (TSchV Art.177) 
  • Alle Fische und Krebse müssen vor dem Töten betäubt werden (TSchV Art.178) 
  • Die Methoden zur Betäubung sind (TSchV Art.179a): Bei Fischen stumpfer/kräftiger Schlag auf den Kopf, Genickbruch, Strom, mechanische Zerstörung des Gehirns. Für Krebse: Elektrobetäubung 
  • Jedes unnötige Leiden muss vermieden werden, und kein Fisch oder Krebs darf zwischen Betäubung und Tod das Bewusstsein wiedererlangen (TSchV Art.179b) 
  • Die Tötungsmethoden sind (TSchV Art.179d): Entbluten der Fische (Kiemenschnitt) oder Ausnehmen. Für alle Krebse: elektrische Betäubung mit elektrischer Tötung oder elektrische Betäubung und Tötung in kochendem Wasser. Nur für Langschwanzkrebse (Hummer, Flusskrebse usw.) elektrische Betäubung und Zerstörung der Nervenzentren mit einer scharfen Klinge 
  • Fachinformation Tierschutz Nr. 16.5: Fische fachgerecht töten Fachinformation Tierschutz Nr. 16.8: Panzerkrebse fachgerecht töten (unveröffentlicht)

Lebensmittelsicherheit: 

Ernährung und Fütterung

Die Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheit und des Wohlergehens der Fische. Dies beinhaltet Aspekte wie: 

  • An die Fischart und das Lebensstadium angepasste Menge und Verhältnis von Makro- und Mikronährstoffen 
  • für Fischart und Lebensstadium geeignete Pelletgröße und -beschaffenheit (sinkend, schwimmend) 
  • Systemgerechte Futterbeschaffenheit (auflösend vs. fest) 
  • Für die Fischart und das Lebensstadium geeignete Fütterungs-:
    • Zeiten (Tag, Nacht, Dämmerung) 
    • Intervalle (Anzahl der Fütterungen pro Tag) 
    • Volumen (Menge des Futters pro Fütterung) 
    • Verteilung (Zugang zum Futter für alle Fische) 
    • Reduktionen (vor/nach Produktionsschritten, erhöhte/verringerte Wassertemperaturen) 
  • Genaue Beobachtung des Fressverhaltens und sofortige Reaktion darauf (insbesondere bei plötzlichen Veränderungen)

Ihr örtlicher Händler für Fischfutter wird Ihnen bei der Wahl der richtigen Futtermarke behilflich sein. Wenn Sie unsicher sind, wenden Sie sich an Ihren Betriebstierarzt, um die Eignung des Futters zu überprüfen.